Studienreise nach Tansania: vom GZO ins Spital am Mount Meru

03/2025: Seit 2023 macht Rebecca Tobias ihre Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit am GZO. Ende Januar ist die 18-Jährige aus Fehraltorf nach Tansania gereist. Im Interview erzählt sie, was ihre Ausbildung ausmacht und was sie während ihrer Reise erlebt hat.

Rebecca, zunächst ganz allgemein: Warum hast du dich für eine Ausbildung als Fachfrau Gesundheit (FaGe) entschieden?

Meine ganze Familie ist im Gesundheitswesen tätig, deshalb wusste ich schon als Kind, dass ich nie in einem anderen Bereich arbeiten möchte. Ich war auch nie woanders schnuppern. Mir ist vor allem der Kontakt zu den Menschen wichtig, und dass ich genau diese Möglichkeit in der Pflege habe, gefällt mir ganz besonders.

Warum hast du dich fürs GZO entschieden?

Ich habe damals auf dem 8. OG (Medizin) geschnuppert und mich sofort sehr aufgehoben gefühlt. Dieses Gefühl hatte ich bis dahin an keinem anderen Ort. Da man ja immer auf der Station schnuppert, wo man auch seine Ausbildung machen würde, wusste ich ziemlich schnell, dass ich hier anfangen möchte. Ausserdem gefällt mir, dass es am GZO so familiär ist. Die Mitarbeitenden kennen sich untereinander, und auch gewisse Patientinnen und Patienten sehe ich zum Teil öfters. Da kann man eine richtige Bindung aufbauen. Und natürlich finde ich es super, dass ich einen so kurzen Arbeitsweg habe, weil ich meine Ausbildung in der Region mache. Meine Schwester ist jetzt übrigens auch im GZO, sie hat ein Jahr nach mir angefangen.

Wie erlebst du deine Ausbildung am GZO? Was gefällt dir besonders?

Es macht mir sehr viel Spass. Jetzt, im 2. Lehrjahr, bin ich immer mehr im Pflegealltag drin und kann vor allem medizintechnische Aufgaben übernehmen. Dazu gehört zum Beispiel, Blut abzunehmen oder ein Stoma zu versorgen. Generell liegt es mir aber sehr am Herzen, wenn ich mir Zeit für die Patientinnen und Patienten nehmen und eine Bindung aufbauen kann. Bei alldem hilft mir, dass ich eine sehr schöne Beziehung zu meiner Bildungsverantwortlichen Carolina Steiner und meiner Berufsbildnerin Marina Sprenger habe. Es ist ein sehr freundschaftliches Verhältnis und ich kann mich mit allem an sie wenden. Nichts ist ein Problem, und dass wir so offen miteinander reden können, gibt mir viel Stärke und Mut.


Gibt es ein Ereignis, an das du dich besonders gern erinnerst?

Es sind viel mehr die kleinen Dinge, die mir zeigen, dass ich den richtigen Weg gegangen bin. Ich schätze die kleinen Erfolgsmomente, zum Beispiel, wenn die Patientinnen und Patienten Fortschritte machen. Da spüre ich den Sinn und merke, dass sich die Mühe lohnt.

Du bist kürzlich mit 19 anderen Studierenden nach Tansania gereist, um während deiner Ausbildung Eindrücke in einem anderen Land zu sammeln. Wie bist du auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden?

Eine Lehrerin am ZAG Winterthur hatte diese Reise mit den Firmen «Projects Abroad» und «Movetia» schon mal organisiert und eine Infoveranstaltung organisiert. Ausserdem habe ich mich mit einer Bekannten aus meinem Dorf ausgetauscht, die schon mal dabei war. Als dann auch noch die Videos vom letzten Jahr online gegangen sind, habe ich mir gedacht, dass das auf jeden Fall etwas für mich sein könnte.

Was musstest du machen, um mitfahren zu dürfen?

Sehr viel (lacht). Zunächst konnten sich nur Lernende bewerben, die in den Bilingual- und Freifach-Englisch-Klassen waren, weil gute Englischkenntnisse vorausgesetzt werden. Dann haben die Bewertungsformulare der Schule und dem GZO gezählt, mein Bewerbungsschreiben inklusive Vorstellungsvideo und ein Bewerbungsgespräch. Durch einen guten Bildungsbericht bin ich ausserdem in die Talentförderung des GZO gekommen, das sich finanziell an meiner Reise beteiligt hat. Als ich angenommen wurde, musste ich dann noch gewisse Impfungen nachholen, das Visum beantragen und nach meiner Reise ein Video einreichen, in dem ich über meine Erfahrungen berichte. Am Ende hat sich der Aufwand aber sehr gelohnt.

Dann ging es am 24. Januar aber endlich los. Wo hast du in Tansania gearbeitet?

Ich war in einem Spital im Einsatz, ebenfalls auf der medizinischen Abteilung. Dort bin ich mit den Ärzten und Pflegefachfrauen mitgelaufen und habe sie unterstützt. Der Morgen einer 12- bis 14-Stunden-Schicht beginnt mit der Visite und gleichzeitig damit, dass die Fachpersonen die Betten machen. Dann helfen sie bei der Körperpflege, verteilen Medikamente und verabreichen Sondernahrung. Es findet also eine Runde nach der anderen statt. Aber: Eine Körperpflege-Routine gibt es so nicht. Bei den meisten Patienten machen das die Angehörigen am Nachmittag. Die warten vor dem Spital auf ihren Einsatz und schlafen sogar dort. Zum Teil haben sie bis zu sechs Stunden Fussweg hinter sich, je nachdem, wie abgelegen sie wohnen. Das ist zum Beispiel bei den Massai so. Ab 12.00 Uhr mittags können sie das Spital dann betreten und bringen den Patientinnen und Patienten auch das Essen, Materialien oder Medikamente.
 


Was ist dir besonders positiv in Erinnerung geblieben?

Wir haben nicht nur im Spital gearbeitet, sondern hatten zum Teil sogenannte «Medical Outreaches». An diesen Tagen sind wir weit in die Massai-Gemeinschaften rausgefahren und haben dort eine kleine «Hausarztpraxis» aufgebaut. Die Massai sind uns dabei ein gutes Stück entgegengekommen. Wir haben dann Krankenakten eröffnet, Vitalwerte gemessen und den Kindern wegen der Schuppen-Flächen die Haare gewaschen. Ein Arzt von Project Abroad hat Diagnosen gestellt und wir haben in einer Schule eine kleine Apotheke aufgebaut. Diese Erfahrung ist mir sehr geblieben.
 


Und was war ungewohnt für dich?

Generell ist die medizinische Versorgung ganz anders als in der Schweiz. Mir ist bewusst geworden, was für einen hohen Standard wir hier haben. Uns steht viel Material zur Verfügung, wir haben fliessendes Wasser und genug Licht für die Operationen. In Tansania ist es ausserdem so, dass die medizinischen Leistungen erst erbracht werden, wenn sie vorher bezahlt werden.

Ebenfalls aufgefallen ist mir, wie anders die Menschen mit dem Tod umgehen. Ich habe miterlebt, wie eine Frau ganz plötzlich verstorben ist. Den Grund habe ich nie erfahren, aber so ist das dort. Die Menschen akzeptieren den Tod sehr schnell – was passiert ist, ist dann einfach so. Die Frau wurde sehr bald für die Bestattung abgeholt und auch das anschliessende Trauerritual der Angehörigen war intensiv, aber kurz. Das ist bei uns in der Schweiz ganz anders.

Das klingt sehr eindrücklich. Hattet ihr denn noch weitere Einsätze? Oder wie habt ihr eure Zeit verbracht?

Wir haben von 08.00 bis 14.00 Uhr gearbeitet und danach Verschiedenes gemacht: Wir waren bei Vorträgen, hatten einen Kurs über Gipsen und Operieren und haben sogar einen traditionellen Kochkurs besucht. Ausserdem waren wir einmal Souvenirs shoppen und in der Materuni Village, um dort unter anderem die berühmten Wasserfälle zu sehen, die direkt vom Kilimandscharo kommen. Auch eine Safari haben wir gemacht. Die Abende haben wir in unserem schönen Guesthouse verbracht. Alle 20 Studierenden haben dort gewohnt, zusammen mit der sehr gastfreundlichen tansanischen Familie, die das Guesthouse vermietet hat. Die Familie hat für uns sowohl Frühstück, Mittag- und Abendessen zubereitet, und nach dem Abendessen haben wir Zeit mit der Gruppe verbracht.
 


Und deinen Geburtstag gefeiert …

Genau (schmunzelt). Ich bin in Tansania 18 Jahre alt geworden. Eigentlich feire ich meinen Geburtstag gar nicht so gern, aber alle haben sich sehr viel Mühe gegeben. Morgens bin ich mit Gesang geweckt worden, alles war dekoriert und ich habe Geschenke und Kuchen bekommen. Ein Geschenk meiner Familie war auch dabei, das durfte ich mitnehmen. Die Tansanier müssen traditionell an ihrem Geburtstag tanzen, das musste ich dann wohl oder übel auch noch (lacht).
 


Am 9. Februar ging es dann zurück nach Hause. Wie hat dich die Reise verändert?

Ich achte viel mehr auf Selbstverständlichkeiten, die wir in der Schweiz haben und die es in Tansania nicht gibt. Zum Beispiel darauf, dass das Wasser nicht zu lange läuft. Bei der Arbeit versuche ich noch mehr Material zu sparen und noch praktischer zu denken. In Tansania habe ich gesehen, wie die Menschen mit sehr wenigen Mitteln umgehen. Die Patientinnen und Patienten haben eine so hohe Schmerzkompensation, weil es keine Schmerzmittel gibt und sie die Schmerzen einfach aushalten müssen. Das hat mich schon sehr zum Nachdenken gebracht. Generell hat mich die Reise menschlich unglaublich weitergebracht.

Du hast dir ein paar Erinnerungsstücke mitgenommen. Was bedeuten sie dir?

Unter anderem habe ich mein Tagebuch mitgenommen, das wir in Tansania schreiben mussten. Dort stehen zum Beispiel Begriffe in Swahili drin, die wir gelernt haben – zum Beispiel «pole, pole», was so viel heisst wie «Nimm’s ruhig». Das ist wirklich das Motto vor Ort. Dann habe ich von der Pflegefachfrau, die ich im Spital begleitet habe, ein Armband geschenkt bekommen. Sie war sehr traurig, als ich gegangen bin, und wollte mich gar nicht mehr loslassen. Für meine Mama habe ich ein Tragetuch gekauft, ein sogenanntes «Kanga». Darauf stehen Botschaften, die sich vor allem die tansanischen Frauen übermitteln. Auf dem meiner Mama steht: «Das Glück meiner Mutter ist mein Glück».
 


Wie hast du dich gefühlt, als du dein Abschlussvideo gedreht hast?

Es war sehr überwältigend, ich wusste gar nicht, wie ich die ganzen Erfahrungen zusammenfassen sollte. Aber es war auch wunderschön, die Erlebnisse zu reflektieren. Ich erinnere mich noch an den Anfang, als Carolina mir gesagt hat, dass ich nach Tansania fliegen darf. Das war ein toller Moment, und jeder hat sich für mich gefreut. Es hat mir sehr viel bedeutet, dass mich das GZO sowohl finanziell als auch emotional dabei unterstützt hat, diese Reise anzutreten.

Was möchtest du nach deiner Ausbildung machen? Weiterhin reisen?

Ja, auf jeden Fall – beruflich sowie privat. Und ich wusste schon als Kind, dass ich mal Richtung Operationssaal gehen möchte. Deshalb kann ich mir nach der FaGe-Ausbildung vorstellen, das Studium zur Pflegefachfrau HF zu machen und später das Nachdiplomstudium in Anästhesiepflege. Rettungssanitäterin ist aber auch eine Möglichkeit.  

Was würdest du abschliessend sagen – vielleicht auch auf Swahili?

Vielleicht einfach nur asante sana – danke vill mal.
 

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