Von der Tierärztin zur Humanmedizinerin

02/2024: Tierärztin werden: Das wollte Dr. med. Cristina Hagen schon als Kind. Die heute 34-Jährige studierte Veterinärmedizin, arbeitete in einer Kleintierpraxis – und entschied sich dann für eine Laufbahn in der Humanmedizin. Wie kam es dazu und wie blickt Cristina Hagen auf ihren bisherigen Berufsweg zurück? Das erzählt die zweifache Mutter im Interview.

Nach Abschluss der Schule entschieden Sie sich für ein Studium der Veterinärmedizin. Weshalb?

Tiere mochte ich immer gern und so wollte ich schon als Kind Tierärztin werden. Ein anderer Beruf kam für mich damals nicht infrage. Spätestens, als ich den Eignungstest auf Anhieb bestand, war klar: Das ist mein Berufsziel.

 

Wie gefiel Ihnen das Studium und wie ging es danach weiter?

Das Studium gefiel mir gut, auch deshalb, weil es sehr praxisorientiert war. Das gilt vor allem für die zweite Hälfte des Studiums. Ich arbeitete viel im Tierspital Zürich und versorgte nebst Heimtieren wie Kühen, Katzen und Hunden auch Wildtiere und exotische Tiere. Nach Abschluss des Studiums war ich in einer Kleintierpraxis tätig.

 

Damit erfüllte sich also Ihr Kindheitstraum. Und doch haben Sie sich nach einigen Monaten im Beruf für Humanmedizin immatrikuliert.  

Das ist richtig. Ich störte mich zunehmend daran, bei der Arbeit mit Tieren an Grenzen zu stossen. Zum Beispiel, weil der Behandlungserfolg von zahlreichen Faktoren abhängt, die wir teilweise nur schwer beeinflussen können. Etwa, wenn Tiere die Medikamente nicht annehmen. In der Humanmedizin kann ich mich mit meinen Patientinnen und Patienten austauschen, was die Behandlung natürlich erleichtert. 

Ich fragte mich immer mehr, ob ich mir eine Tätigkeit als Tierärztin langfristig vorstellen kann. Eine Frage, für deren Beantwortung ich mir Zeit gelassen habe: Ich begann mit dem Studium der Humanmedizin und arbeitete nebenbei in der Kleintierpraxis weiter. Anfangs profitierte ich von meinem Vorwissen. Als das Studium mehr Zeit in Anspruch nahm, gab ich meine Stelle in der Praxis auf und entschied mich schlussendlich, Humanmedizinerin zu werden.

 

Wie sahen Ihre Pläne nach dem zweiten Studium aus?

Ich freute mich unheimlich, nach langen Jahren des Studiums nun endgültig ins Berufsleben zu starten. Ursprünglich reizte mich eine Stelle als Assistenzärztin in einer Bergregion, zum Beispiel in Graubünden. Doch dann überzeugte mich das Vorstellungsgespräch hier am GZO Spital Wetzikon und ich entschied mich für eine Stelle in der Inneren Medizin.

Bevor für mich allerdings der Spitalalltag beginnen sollte, wollte ich die Offiziersschule der Schweizer Armee absolvieren. Schon während des Humanmedizinstudiums engagierte ich mich im Rotkreuzdienst. Gemeinsam mit anderen Frauen in medizinischen Berufen bereitete ich mich darauf vor, den Sanitätsdienst der Schweizer Armee zu unterstützen. Ich konnte mir sogar vorstellen, als Ärztin in Krisengebieten tätig zu sein. Doch es kam anders: Ich wurde schwanger und so entschied ich mich fürs Erste gegen die militärische Weiterbildung. Während des Mutterschaftsurlaubs verfasste ich meine Dissertation. Danach begann ich, am GZO zu arbeiten. Aus dem Militärdienst trat ich übrigens nach der Geburt meines zweiten Kindes wenige Jahre später endgültig aus. 

 

Heute sind Sie als Assistenzärztin in der Abteilung für Nephrologie und Dialyse tätig. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Unser Team behandelt Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion. Gewisse Patientinnen und Patienten kommen regelmässig zur Dialyse – ein Verfahren, bei dem das Blut künstlich gereinigt wird. Sie zu behandeln und betreuen ist Teil meiner Arbeit. Darüber hinaus führe ich in Absprache mit dem Ärztlichen Leiter Sprechstunden durch und erhalte Einblicke in die Behandlung von stationären Patientinnen und Patienten.

Das Fachgebiet ist deutlich vielfältiger, als man auf den ersten Blick vermuten mag: Um Menschen mit Nierenerkrankungen ganzheitlich behandeln zu können, ist nämlich ein vertieftes Verständnis für den ganzen menschlichen Körper nötig. Nebst dem direkten Kontakt zu den Patientinnen, Patienten und deren Angehörigen verbringe ich deshalb auch viel Zeit damit, Nachforschungen anzustellen und mein Wissen zu vertiefen: Wie hängen Befunde zusammen und wo gibt es Schnittstellen zu anderen Fächern? Diese kognitiven Herausforderungen lehren mich unheimlich viel – und sie sind auch das Faszinierende an der Inneren Medizin.

 

Wie blicken Sie heute auf Ihr Studium der Veterinärmedizin und die Zeit als Tierärztin zurück?

Natürlich hätte ich mir manchmal gewünscht, meine Zeit von Beginn an in die Humanmedizin investiert zu haben. Schliesslich wäre ich dann schon weiter in meiner beruflichen Laufbahn vorangeschritten. Wiederum war Tierärztin zu werden mein Kindheitstraum und ich habe die veterinärmedizinische Tätigkeit sehr geschätzt. Schlussendlich bezweifle ich, dass ich das Humanmedizinstudium so zielstrebig vorangetrieben hätte, ohne zuvor tatsächlich auf dem Tierarztberuf gearbeitet zu haben. Insofern bereue ich nichts und bin froh, diesen Weg gegangen zu sein.

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