Wenn die Blase macht, was sie will

06/2023: Inkontinenz: eine ernst zu nehmende Erkrankung und dennoch ein gesellschaftliches Tabuthema. Dr. med. Alexandra Kochanowski beantwortet die häufigsten Fragen.

‹Gehen Sie offen mit Ihrer Inkontinenz um. Seien Sie mutig.› Dr. med. Alexandra Kochanowski, Leiterin und Chefärztin Departement Frau & Kind

Was ist Inkontinenz und wer ist betroffen?

Menschen leiden an Inkontinenz, auch Blasenschwäche genannt, wenn sie ihren Urin nicht mehr kontrolliert abgeben können. Grundsätzlich kann jede oder jeder betroffen sein, unabhängig von Geschlecht oder Alter. Bei Frauen kommt Inkontinenz aber häufiger vor als bei Männern. In der Schweiz leiden rund 10 Prozent der 20- bis 30-jährigen Frauen daran. Bei den 40- bis 50-Jährigen sind es 25 Prozent und bei den über 80-Jährigen sogar über 40 Prozent. Die Dunkelziffer ist allerdings hoch.

 

Wodurch wird Inkontinenz verursacht?

Ursachen können zum Beispiel schwere körperliche Arbeit, Übergewicht oder auch chronische Atemwegserkrankungen mit starkem Husten sein. Dadurch erhöht sich der Druck auf die Blase und den Beckenboden. Frauen leiden etwas häufiger an Inkontinenz, da die Beckenbodenmuskulatur durch Schwangerschaft und Geburt stark beansprucht wird. Und generell begünstigt natürlich das Alter eine Blasenschwäche. Denn mit den Jahren wird die Muskulatur schwächer, das Bindegewebe verliert an Spannkraft und es gibt hormonelle Veränderungen.

 

Was ist eine Blasensenkung?

Eine Blasensenkung ist eine der häufigsten Ursachen für Inkontinenz. Die Blase sinkt in Richtung des Beckenbodens ab und drückt gegen die Scheidenwand. Oft ist es aber nicht nur die Blase. Da die Organe im Unterleib miteinander verbunden sind, verlagern sich auch der Darm oder die Gebärmutter nach unten. Vor allem Frauen, die ein Kind geboren haben, sind von einer Blasen- beziehungsweise Beckenbodensenkung betroffen. Neben Inkontinenz und einem Fremdkörpergefühl im Unterleib haben sie häufig Blasenentzündungen, Unterbauchschmerzen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr – um nur einige der Begleiterkrankungen zu nennen.

 

Kann Inkontinenz behandelt werden?

Ja. Es gibt verschiedene Möglichkeiten: konservativ mittels Beckenbodentherapie, medikamentös oder in letzter Instanz operativ. Die erste Option, die regelmässige Beckenbodentherapie, verbessert das Gefühl deutlich. Sowohl unsere Hebammen als auch unsere Physiotherapeutinnen und -therapeuten sind darauf spezialisiert und können in unserem Beckenbodenzentrum am GZO dabei unterstützen, die Muskulatur und das Bindegewebe wieder zu stärken.

 

Warum lassen so wenige die Beschwerden abklären?

Inkontinenz ist heutzutage schlichtweg immer noch ein Tabuthema – leider. Viele schämen sich und kommen gar nicht erst zu uns in die urogynäkologische Sprechstunde. Deshalb ist es mir ein Anliegen, Betroffene zu ermutigen, sich uns anzuvertrauen. Wir möchten gern helfen und den Patientinnen möglichst schnell ein Stück Lebensqualität und Freiheit zurückgeben. Das gelingt in vielen Fällen.

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