«Nicht jeder Notfall ist ein Notfall»

07/2022: Wer auf den Notfall kommt, erwartet umgehend ärztliche Betreuung. Doch die Versorgung lebensbedrohlicher Fälle, zeitaufwendige Untersuchungen oder das Warten auf Ergebnisse aus Röntgen und Labor stellen Patientinnen und Patienten mitunter auf eine Geduldsprobe.

Über die Hälfte der 10’000 im vergangenen Jahr stationär aufgenommenen Patienten, kam über die Notfallstation ins GZO Spital Wetzikon. Damit jeder Notfall entsprechend seiner Dringlichkeit versorgt werden kann, benötigt es beim Eintreffen der Patientinnen und Patienten eine Beurteilung der Dringlichkeit. Diese erfolgt durch eine speziell ausgebildete erfahrene Pflegefachperson und nach einem international angewandten Triage-System. «In dieser sogenannten Triage entscheiden wir, ob die Person eine unmittelbare Behandlung braucht», sagt Dr. med. Frank Kube, Ärztlicher Leiter Notfall am GZO Spital Wetzikon.

Maximale Ressourcen im Schockraum

Das Triage-System umfasst fünf Stufen. «Stufe eins bedeutet lebensbedrohlich. Das heisst, die Person wird unverzüglich in den Schockraum gebracht, wo wir maximale Ressourcen zur Verfügung haben, um schwerstkranke und schwerstverletzte Personen versorgen zu können», erklärt Kube. «Bei allen übrigen Fällen müssen wir zu Beginn innerhalb weniger Minuten den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten so genau wie möglich erfassen», ergänzt Cornelia Grimm, Leiterin Pflege Notfall. Sie und ihr Team empfangen täglich zwischen 40 und 60 Patientinnen und Patienten. Diesen wird unmittelbar nach der Triage ein Patientenarmband angelegt, damit es gerade in hektischen Momenten nicht zu Verwechslungen kommt. Weniger und nicht dringende Fälle der Stufe vier oder fünf müssen sich je nach Auslastung zunächst im Wartezimmer gedulden, bis das Notfallteam Kapazitäten für ihre Behandlung hat.

Wartezeit ist Behandlungszeit

Liegen die Patientinnen und Patienten schliesslich in einer Koje auf der Notfallstation, kann es trotzdem erneut zu Wartezeiten kommen. «Es ist wichtig zu wissen, dass Behandlung und Diagnostik aufeinander aufbauen. Unsere Laboruntersuchungen sind im Spital um einiges umfassender als beispielsweise in kleinen Praxen und dauern deshalb länger», erläutert Kube. Auch können die Ergebnisse weitere Untersuchungen nach sich ziehen, was für die Patientinnen und Patienten oft mit einer zusätzlichen Wartezeit verbunden ist. «Während dieser Zeit schauen wir, dass wir die Personen auf dem Notfall stets gut darüber informieren, was gerade gemacht wird und welche Tests noch anstehen», sagt Grimm. Dazu gehört auch, dass wir ihnen erklären, dass sie bis zum Abschluss der Tests nichts essen und trinken dürfen. «Sobald die Diagnose klar ist, bieten wir ihnen selbstverständlich etwas an.» Für Cornelia Grimm und Frank Kube ist es besonders wichtig, dass sich die Patientinnen und Patienten während des ganzen Aufenthalts gut aufgehoben und verstanden fühlen. «Und egal in welche Triage-Stufe sie bei uns eingeordnet werden: Wir nehmen jede Person ernst und lassen ihr die medizinische Betreuung zukommen, die sie in diesem Moment benötigt.»

 

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit züriost.

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