06/2022: Bei einem Schlaganfall ist Zeit alles – denn die ersten Stunden entscheiden über den weiteren Verlauf. Prof. Dr. Urs Eriksson und und Prof. Dr. med. Dietmar Lutz im Interview.
In rund 85 Prozent der Fälle erleiden Menschen einen Schlaganfall, wenn Blutgefässe im Gehirn verstopft sind. Ursache hierfür ist häufig eine Gefässverkalkung. 15 Prozent der Schlaganfälle sind auf eine Blutung im Gehirn oder zwischen den Hirnhäuten zurückzuführen. Auslöser hierfür ist meist ein zu hoher Blutdruck. Die Patientinnen und Patienten empfinden es oftmals so, als würde der Schlaganfall wie mit einem «Schlag» auftreten – daher der Name.
In der Schweiz erleiden rund 16'000 Menschen jährlich einen Schlaganfall. Rund vier Fünftel der Personen sind älter als 60 Jahre – doch es kann auch Jüngere treffen. Bei diesen sind Gefässmissbildungen meist die Ursache.
Klassisch weist der oder die Betroffene einseitige Lähmungen im Gesicht, an Armen und an Beinen auf. Auch Sprech- und Sehstörungen, Schwindel, Gangunsicherheit, plötzlich einsetzende, extrem starke Kopfschmerzen und Erbrechen sind klare Zeichen. Zudem kann die Person in eine tiefe Bewusstlosigkeit fallen.
Ja. Schlaganfälle treten oft völlig unvermittelt auf. Und genauso schnell muss dann auch reagiert werden – denn Zeit ist hier das entscheidende Kriterium, um Schlimmeres zu vermeiden. Mit jeder Minute, in der die Hirnzellen nicht mit Sauerstoff versorgt sind, wird mehr Hirngewebe geschädigt.
Die meisten Schlaganfälle lassen sich mit der FAST-Methode innerhalb weniger Sekunden feststellen:
Im Spital wird zuerst eine Computertomografie gemacht. So lässt sich feststellen, ob ein Gefäss verstopft oder eine Hirnblutung die Ursache ist. Bei einem Gefässverschluss wird das Gefäss als erstes wieder geöffnet. Ist eine Hirnblutung aufgetreten, müssen der Blutdruck normalisiert und gegebenenfalls die Blutgerinnung verbessert werden. Gefässmissbildungen werden behandelt, um eine erneute Blutung zu verhindern.
Eine entscheidende. Durch die abgestorbenen Hirnabschnitte leiden etwa 50 bis 80 Prozent der Patienten unter Spätfolgen. Aber: Noch lebendes Hirngewebe, auch wenn es geschädigt ist, kann erhalten werden. Durch eine zeitnahe Rehabilitation können Betroffene Fähigkeiten, die durch den Schlaganfall beeinträchtigt wurden oder verloren gegangen sind, kompensieren oder wiedererlangen.
Ja. Zum einen ist es wichtig, erst gar keinen Bluthochdruck zu entwickeln – und wenn man ihn hat, diesen gut einzustellen. Zum anderen kann es sein, dass das Herz manchmal stolpert oder der Puls unregelmässig ist. Das sollte unbedingt von einer Kardiologin oder einem Kardiologen abgeklärt werden. Und zu guter Letzt ist ein gesunder Lebensstil auch für die Schlaganfallprävention entscheidend. Denn durch gesunde Ernährung, regelmässige Bewegung und ein stress- und rauchfreies Leben können viele Erkrankungen verhindert werden.