«Die Prostata» – oder was brauchen wir, um unseren Mann stehen zu können?

12/2016: Wofür die Vorsteherdrüse gut ist – vom Fachmann erklärt

«Haben Sie auch Prostata?» – Ein Satz, der im Reiseführer zuhinterst in der Rubrik «Übersetzung nützlicher Redewendungen für den Alltag» auftauchen könnte. Wir wollen doch möglichst mit den Einheimischen in Kontakt kommen – oder? Dabei wissen die wenigsten, was die Prostata überhaupt ist. Und die Antwort auf oben genannte Frage lautet ohnehin immer: «Ja» – zumindest für die männliche Hälfte der Reisefreudigen, egal welchen Alters sie sind.

Die Vorsteherdrüse – so heisst die Prostata auf Deutsch – haben und brauchen wir, die eine Hälfte der göttlichen Geschöpfe, um unseren Mann stehen zu können. Diese kastaniengrosse Drüse ist ein wichtiger – wenn auch unsichtbarer – Teil unserer Männlichkeit und gleichzeitig Ursprung einiger unserer zunehmenden Altersgebrechen. So wird die Prostata zum häufigen Thema sowohl von Stammtischgesprächen als auch im zur Schau gestelltem Wissen neunmalkluger Geschlechtsgenossen.

Nur, was macht eigentlich diese ominöse Vorsteherdrüse? Wozu brauchen wir sie denn, wenn man sie ja dann irgendwann einmal entweder mit der «grossen» oder der «kleinen» Operation entfernt?

Sicher ans Ziel

Diese akzessorische Geschlechtsdrüse liegt im kleinen Becken unmittelbar unterhalb und hinter der Harnblase und produziert einen Teil des Spermas. Sie ist ein Geschlechtsorgan, bei dem grösser nicht unbedingt besser bedeutet, wie uns bei anderen unserer Geschlechtsorgane (Männlein wie Weiblein) in den Medien oft suggeriert wird. Die Prostata steuert einen wichtigen Teil zum Ejakulat bei und sorgt so dafür, dass die in den Hoden produzierten Spermien im weiblichen Schoss in einem für sie angenehmen Klima den Weg zur wartenden Eizelle in der Gebärmutter finden. Das Sekret der Prostata hilft den Spermien, sich zu bewegen und erhöht den pHWert in der Scheide, sodass sie dort überhaupt überlebensfähig sind. Ausserdem produziert die Vorsteherdrüse das sogenannte «Prostataspezifische Antigen» (kurz «PSA»), welches in der Diagnostik von Prostatakrebs Bedeutung erlangt hat. Die Funktion der Prostata wird durch das Hormon Testosteron gesteuert, allerdings nicht unbedingt nach dem Motto: «Viel Testosteron – viel Prostata».

Da sie unmittelbar dem Enddarm anliegt, kann die Prostata von dort mit dem Finger ertastet und stimuliert werden, weshalb sie auch als männlicher G-Punkt in der sexuellen Stimulation gilt. In der Drüse enthaltene Muskelzellen sorgen für das Ausstossen des Ejakulats während des Orgasmus.

Grösser heisst nicht besser

Die Frage «Haben Sie auch Prostata?» bezieht sich auf eine Situation, in der die Drüse durch zunehmende Grösse im Alter («Prostatahyperplasie») den Fluss von Urin durch die Harnröhre einschränkt und Männer dazu zwingt, immer häufiger und immer länger das Örtchen aufzusuchen. Da die Harnröhre anatomisch mitten durch die Vorsteherdrüse hindurch verläuft, wird sie durch deren Vergrösserung schlicht und einfach zunehmend abgeklemmt. Dies betrifft die Hälfte aller Männer im Alter von 50 Jahren, also sehr viele gestandene Männer, und wird mit zunehmendem Alter immer häufiger. Deswegen kommt es an den Stammtischen zu regelmässig wechselnden Sitzordnungen, je länger der Abend. Bei der «kleinen» Operation («transurethrale Prostatektomie», kurz TURP) wird dieser innerste Teil des Organs ausgeschält und wieder Platz für die Harnröhre geschaffen.

Bei der «grossen» Operation («totale Prostatektomie») wird die gesamte Drüse durch die Bauchdecke entweder sogenannt «offen» oder mittels Robotertechnologie entfernt. Diese Operation ist vor allem beim bösartigen Prostatakrebs von Bedeutung, da dieser immer am Rand des Organs beginnt und somit nicht unmittelbar zu einem Abklemmen des Harnflusses führt, sondern lange still bleibt und sich einzig durch einen steigenden Wert des PSA bemerkbar machen kann. Mit dem Lungen- und Darmkrebs gehört der Prostatakrebs nach wie vor zu den drei häufigsten Krebstodesursachen beim Mann. Diesem Risiko können Sie vorbeugen, indem Sie sich mediterran oder asiatisch ernähren, regelmässig bewegen und nicht Rauchen, also alles machen ausser am Stammtisch aktiv mitzuwirken.

Aufrecht trotz allem

Wenn Sie dennoch die «grosse» brauchen, so helfen heutzutage verbesserte Operations- und Behandlungsmethoden, die Nerven zu schonen und somit die gefürchtete Inkontinenz und Impotenz in sehr vielen Fällen zu vermeiden, sodass Sie – auch wenn Sie die eingangs gestellte Frage «Haben Sie Prostata?» mit «Nein, nicht mehr» beantworten müssen – Ihren Mann stehen können.

Wie Sie sehen, ist diese Frage eigentlich ohnehin ganz und gar sinnlos und deswegen wohl ungeeignet, um in der Fremde Kontakt zu den Einheimischen aufzunehmen. Dies dürfte auch der Grund sein, weshalb sie in keinem Reiseführer auftaucht.

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