Ewige Jugend – Menschentraum oder Traummenschen?

12/2018: Bringt uns die Immuntherapie den Schlüssel zum Jungbrunnen?

Vor kurzem wurde der Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung einer neuartigen Immuntherapie in der Behandlung von Krebserkrankungen vergeben. Was hat das mit dem im Titel erwähnten Traum von der ewigen Jugend zu tun? – Nun ja, eine ganze Menge.

Killerzellen und Immuntherapie

Wir haben in unserem Immunsystem, also dem körpereigenen Abwehrsystem sogenannte «Killerzellen». Diese Abwehrzellen sind von Natur aus darauf programmiert, andere Zellen zum Absterben zu bringen. Wir benötigen solche Killerzellen zur Abwehr von Bakterien und Viren, diesen lästigen kleinen Dingern, die einem das Leben so schwer machen können, sei es zum Beispiel bei einer Lungenentzündung oder Grippe. Auch Krankheiten von A wie Abszess bis Z wie Zellulitis (fachsprachlich «Phlegmone») gehören zu den Infektionen. Darüber aber werde ich später einmal ausführlicher berichten.

Auch bei bösartigen Krebserkrankungen sollten diese Killerzellen aktiv werden und die Krebszellen beseitigen. Nur wird die Funktion der Killerzellen jedoch von gewissen Tumoren ausser Kraft gesetzt, sodass die Krebszellen nicht mehr als bösartig erkannt und abgetötet werden können. In der Folge teilen sie sich weiter und die Tumore wachsen ungebremst. Die Killerzellen werden zu müden und nutzlosen, lahmen Zuschauern, während der Krebs sich im Körper ausbreitet. Mit der Immuntherapie ist es nun erstmals gelungen, die Potenz der Killerzellen wiederherzustellen und sozusagen den körpereigenen Schutz vor bösartigen Krebszellen zu reparieren.

Jungbrunnen in Sicht?

Was, wenn wir es nun sogar schaffen könnten, das Absterben von Zellen überhaupt zu verhindern und so den natürlichen Alterungsprozess des Körpers zu stoppen? Wenn es uns gelänge, die Eigenschaft von Krebszellen, sich nicht töten zu lassen, positiv zu nützen? Könnten wir dann nicht irgendwann sogar den Traum vom Jungbrunnen wahr werden lassen? Sie kennen möglicherweise das Bild von Lucas Cranach dem Älteren, auf dem alternde Frauen ins Wasser steigen, um es verjüngt auf der anderen Seite des Brunnens wieder zu verlassen. Als weiteres Beispiel, eines für die Jüngeren unter Ihnen, könnte der Film «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten» dienen. Oder waren Sie etwa schon mal in einer Heilquelle ohne verjüngende Wirkung? Nun ja, vorerst reden wir noch nicht von Verjüngung, aber schon jetzt boomen Anti-Aging-Firmen, und wenn man früh genug damit anfängt – wer weiss, dann kann man ja vielleicht heute schon ewig jung bleiben. Nahrungsergänzungsmittel und die Kosmetikindustrie lullen uns jedenfalls mit ebenso unaussprechlichen wie unnützen Inhaltsstoffen ein, die uns den Gang zum Schönheitschirurgen ersparen sollen.

Zurück in die Zukunft

Auch die Altersforschung explodiert, was angesichts der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft nicht erstaunlich ist. Namhafte Investoren geben viel Geld dafür aus, das Rätsel des Alterns zu erforschen, weil sie selber davon betroffen sind und es gerne stoppen möchten. Menschen wollen tiefgekühlt die Zeit bis zur Lösung des Problems überbrücken um sich dann wieder aufgetaut und «Back to the Future» wie Marty McFly am ewigen Jungbrunnen zu laben. Immerhin schaffen wir es schon das Leben von Labormäusen um bis zu 30 % zu verlängern. Stellen Sie sich einmal vor, Menschen würden im gleichen Mass länger leben! Die Lebenserwartung läge dann bei durchschnittlich 104 Jahren anstatt bei 80. Sie haben richtig gelesen: durchschnittlich! Wollen wir das? Immerhin sind ja die US-Amerikaner nun schon so weit, dass die Lebenserwartung erstmals in der Geschichte der Menschheit nicht mehr angestiegen, sondern am Sinken ist – wegen der zunehmenden Fettsucht der Bevölkerung.

Wenn wir ewig jung blieben, hätten wir dann trotzdem die Möglichkeit, jene positiven wie negativen Erfahrungen zu sammeln, die sonst nur das zunehmende Alter mit sich bringt und die so grundlegend zu unserer Entwicklung beitragen? Oder wären wir vielmehr dazu verurteilt, ewig die gleichen Fehler machen zu müssen? Gäbe es überhaupt noch Fortschritt? Oder hat dieser vielleicht eine andere Quelle als das Wasser des Jungbrunnens?

Geheimtipp Winterschlaf

Der lebensnotwendige Sauerstoff ist es, den die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, brauchen, um ihre Arbeit zu verrichten. Leider ist es aber auch genau dieser Sauerstoff, der wie beim Eisen dazu führt, dass wir mit zunehmendem Alter sozusagen von innen her verrosten, indem er die Mitochondrien schädigt und zerstört. Vielleicht sollten wir uns mehr der Erforschung der Hibernation, also des Winterschlafs, widmen und uns darum bemühen, unseren Sauerstoffbedarf sowie Körpertemperatur und Körperfunktionen auf diesem Weg zu reduzieren, wie das manche Säugetiere und Vögel machen. Dann könnten wir so ganz nebenbei unsere angefressenen Fettreserven aufbrauchen und müssten uns auch dafür nicht mehr dem Chirurgen unters Messer legen. Und schliesslich würden wir auf diesem Weg nicht mehr rosten, sondern endlich einmal rasten. Wer weiss: Vielleicht wird tatsächlich schon bald einmal ein Nobelpreis fürdas ewige Leben vergeben. Nun, wenn Sie meine Meinung wissen möchten, dann wünsche ich mir eher einen für die «Ewige Liebe». Aber das ist vielleicht zu philosophisch für diese Kolumne und wenn, wohl eher etwas für den Literatur-Nobelpreis, falls es den dann überhaupt noch gibt.


Herzlichst Ihr
Bernhard Magdeburg

Rettungsdienst

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