COVID-19 und das Herz

12/2021: Das Coronavirus und seine Auswirkungen auf den menschlichen Körper werden aktuell intensiv erforscht. Welche aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen bereits vor, die Aufschluss über den Zusammenhang von COVID-19-Infektionen und Herzerkrankungen geben?

Risikofaktoren für eine schwere SARS-CoV2-Infektion

Allgemein betrachtet, entwickeln die meisten Patientinnen und Patienten, die sich mit dem neuen Coronavirus infizieren, eine milde Erkrankung. Diese äussert sich durch Abgeschlagenheit, Fieber, Husten, Kopfschmerzen und ist bei einem grossen Teil der Patienten ebenfalls durch einen vorübergehenden Verlust des Geruchsinns gekennzeichnet. Leider zeigt sich auch bei einem Teil dieser Patienten ein hartnäckiger Verlauf, von dem sie sich nur sehr langsam erholen und über mehrere Wochen nur eingeschränkt leistungsfähig sind. Zudem erhöht sich das Risiko für einen kritischen Verlauf, der sogar in ein umfassendes Versagen der Lungenfunktionen führen kann, je älter die Patientinnen und Patienten sind. Weitere Risikofaktoren für schwere und kritische Verläufe nach einer SARS-CoV2-Infektion sind Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, vorbestehende Herz-Kreislauf- sowie Lungenerkrankungen und eine beeinträchtigte Körperabwehr. Diese Risikofaktoren spielen auch bei Herzerkrankungen eine Rolle, die im Zuge einer Infektion mit dem neuen Coronavirus auftreten.

Wie sich das Coronavirus auf das Herz auswirkt

Medial wird wiederholt darüber informiert, dass sich eine SARS-CoV2-Infektion auch auf das Herz auswirkt. Es entsteht der Eindruck, das Virus könne das Herz direkt schädigen. Dieser Eindruck ist so nicht richtig. Denn das Coronavirus schädigt nicht direkt die Lunge oder das Herz. Vielmehr befällt das Virus in erster Linie das sogenannte Endothel, also die innere Auskleidung aller Blutgefässe. Wenn sich das Endothel in der Lunge, die ein sehr gefässreiches Organ ist, entzündet, kann es seine natürliche Barrierefunktion nicht mehr wahrnehmen. Das bedeutet, dass Eiweissstoffe und Entzündungszellen nun in die Organe wandern und dort das Gewebe schädigen können. Dies führt in der Lunge zu einer Störung des Gasaustausches und im schlimmsten Fall zum Versagen der Lungenfunktionen; und dies wirkt sich wiederum auf die Herzfunktion aus.

Am Herzen reguliert das Endothel auch die Gefässweite der kleinen Blutgefässe. Ist es entzündet, kommt es zu einer Störung der Mikrozirkulation, also der Durchblutung der kleinsten Blutgefässe. Über diesen Mechanismus und die Einwanderung von Entzündungszellen kann sich die Herzfunktion in der Folge kritisch verschlechtern. Vor allem die Pumpfunktion und die Entspannungsphase des Herzens können darunter leiden. Es ist jedoch nicht so, dass das Coronavirus Herzmuskelzellen direkt befällt. Und ob die durch SARS-CoV2 ausgelöste Mikrozirkulationsstörung das Herz langfristig schädigt, ist noch nicht ausreichend untersucht.

Schutz vor Herzerkrankungen mit der SARS-CoV2-Impfung

Mit den aktuell verfügbaren Impfungen kann das Risiko einer Infektion mit dem neuen Coronavirus deutlich reduziert, im Falle eines Impfversagens die Gefahr eines schwerwiegenden Verlaufs praktisch ausgeschlossen werden. Nun häufen sich aber Berichte über Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen, sogenannte Myokarditiden und Perikarditiden, die nach einer Impfung gegen das neue Coronavirus auftreten. Auch am GZO Spital Wetzikon haben wir bisher einige Patienten mit diesem Krankheitsverlauf behandelt. Doch obwohl die Myokarditis als mögliche folgenschwere Erkrankung gilt, war der Verlauf bei allen weltweit bisher berichteten Fällen unkompliziert und selbstlimitierend. Der Grund, warum eine Myokarditis in Folge einer
Impfung auftritt, liegt darin, dass eine unspezifische Aktivierung potenziell selbstreaktiver T-Zellen auftritt, die bei gewissen Personen im eigenen Körper zirkulieren. Diese unspezifische Aktivierung ist nur vorübergehend und kann auch bei Impfstoffen gegen andere Krankheitserreger beobachtet werden.

Fazit und Risikoeinschätzung

Zusammengefasst kann die SARSCoV2-Infektion das Herz durch den Befall des Gefässendothels sehr stark in Mitleidenschaft ziehen. Personen in einem höheren Alter sowie Patientinnen und Patienten mit Kreislauferkrankungen, Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck sind hierbei stark gefährdet. Die Gefahr einer schweren SARS-CoV2-Infektion wird jedoch durch die verfügbaren Impfungen sehr stark reduziert. Es besteht ebenfalls ein kleines Risiko, nach einer Impfung eine Myokarditis oder Perikarditis zu entwickeln. Dieses Risiko und auch die Gefahr theoretischer Langzeitfolgen nach einer Impfung stehen jedoch in keinem Verhältnis zu den kurz- und langfristigen Folgerisiken einer Infektion mit dem neuen Coronavirus.

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