Das GZO Spital Wetzikon ist ein regionales Schwerpunktspital mit universitärem Lehrauftrag. Es verfügt über 150 Betten und stellt mit seinen rund 900 Mitarbeitenden die erweiterte medizinische Grundversorgung von jährlich über 100’000 ambulanten Patientenkontakten sowie rund 10'000 stationären Patientinnen und Patienten primär aus dem Zürcher Oberland sicher.
Informieren Sie sich zu den wichtigsten Punkten rund um die Sanierung unseres Spitals. Sie finden hier auch alle Informationen zur Anleihegläubigerversammlung vom Freitag, 25. Oktober 2024.
Mehr erfahrenIn 84 modernen Kliniken und Zentren werden Sie im GZO nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen ganzheitlich betreut.
Fachgebiete von A–ZIhr Wohlbefinden steht für uns jederzeit im Zentrum. Wir sorgen gerne für Sie und legen dabei grossen Wert auf einen freundlichen und zuvorkommenden Umgang und einen individuellen Service.
Mehr erfahrenJambo Jambo, Kiswahili für «Wie geht’s?», werden wir drei Ärzte aus der Schweiz freundlich bei unserer Ankunft in Tansania begrüsst. Am St. Francis Referral Hospital wollen wir in Zusammenarbeit mit dem Ifakara Health Institute (IHI) einen Ultraschallkurs für Kollegen aus dem riesigen Land und aus ganz Afrika geben. Wir drei, das sind PD Dr. med. Jan Tuma, Ultraschallspezialist in seiner Praxis in Uster, Dr. med. Maximilian Severin, angehender Nephrologe aus Zürich und ich, Dr. med. Bernhard Magdeburg, Internist und Gastroenterologe am GZO Spital Wetzikon. Jan Tuma ist als Course Director der EFSUMB (European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology) unterwegs. Maximilian Severin begleitet ihn als Tutor und ich als Kursleiter SGUM (Schweizerische Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin).
Der Zoologe Rudolf Geigy gründete 1956 das IHI in Ifakara als Feldlabor für die Erforschung von Tropenkrankheiten für das von ihm etablierte Schweizerische Tropeninstitut (heute Swiss TPH). Das IHI, heute ein ISO 9001:2015 zertifiziertes renommiertes Tansanisches Forschungsinstitut, bildet mit dem Tanzanian Training Centre for International Health (TCCIH) und dem St. Francis Referral Hospital in Ifakara einen Cluster für Service, Training, und Forschung. Das ursprünglich 1921 von Baldegg Schwestern aus dem Kanton Luzern gegründete Spital ist mit über 370 Betten heute ein Zentrumsspital und damit für ca. 1.5 Millionen Einwohner in dieser sehr ländlichen Gegend des Kilomberotals im südwestlichen Tansania, 400 km von Daressalam entfernt, verantwortlich. Die Fläche des Tals mit 11'000 km² entspricht etwa ein Viertel der Schweiz. Das TCCIH wird vom National Ministry of Health of Tanzania, vom Swiss TPH (Swiss Tropical and Public Health Institute), von der Novartis Foundation of Sustainable Development und auch von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA seit 1997 mitgetragen.
Begrüsst wurden wir vom Ehepaar Prof. Dr. med. Maja Weisser-Rohacek und PD Dr. med. Martin Rohacek und ihrem Team. Beide – sie angegliedert ans Universitätsspital Basel und ans IHI, und er, affiliiert ans Swiss TPH und ans IHI – leben schon mehr als sieben Jahre zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung in Ifakara. Die über 25 Teilnehmer des fünftägigen Kurses hatten zum Teil eine mühselige dreitägige Anreise mit Bus oder Zug hinter sich und waren hoch motiviert von den Experten aus der Schweiz und aus Tansania lernen zu dürfen. Der Ultraschall ist wie in anderen Spitälern in Tansania auch in Ifakara oft die einzige Möglichkeit für eine bildgebende Diagnostik, da einfachste Röntgengeräte fehlen, geschweige denn eine Computertomografie vorhanden wäre. Das St. Francis Hospital ist ein Spital mit rund 90'000 Notfallkonsultationen pro Jahr. Sprich: Dort werden genauso viel Patienten behandelt wie in den Notfallzentren der Stadtspitäler Triemli und Waid in Zürich. Seit Jahren werden Ultraschallgeräte ins Land gebracht, die einfach zu bedienen sind. Nun geht es darum, auch genügend Ärzte in der Handhabung dieser Geräte auszubilden.
Am Montagmorgen haben wir unseren Kurs mit einer theoretischen Einführung in die Materie der Ultraschalltechnik begonnen. Eine Woche lang führten wir dann, jeweils abwechselnd theoretische- und hands- on-Trainings mit praktischen Untersuchungen an Patienten durch, die direkt aus dem Spital oder von der Notfallstation gebracht wurden. Wir Experten aus der Schweiz haben sie dabei unterstützt und gleichzeitig unsere klinische Expertise zu den Krankheitsbildern abgegeben. Wir trafen auf Menschen jeglichen Alters mit Malaria, Tuberkulose, HIV, Sichelzellanämien, Tumoren. Aber auch gynäkologische und chirurgische Patienten aller Art bis hin zu Patienten mit Verletzungen von wilden Tieren wie Krokodilen, Wasserbüffeln oder Verkehrsunfällen sahen wir. Auch Patienten mit Blinddarm- oder Lungenentzündungen, Herzerkrankungen oder Nierenversagen und Diabetes suchten uns auf. Diese wurden von den Angehörigen direkt in einen der Untersuchungsräume gebracht, wo die Ärzte bereits warteten. Nach einer kurzen Befragung in Kiswahili und der Übersetzung ins Englische für uns wurde dann die Untersuchung durchgeführt und, nach ausführlicher Diskussion, eine abschliessende Diagnose gestellt. Die grosse Streubreite der Kenntnisse unter den Kursteilnehmern – vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen –, machte das Teaching für uns sehr abwechslungsreich und herausfordernd. Am Abschlusstag mussten alle eine Prüfung absolvieren und erhielten dann das ersehnte Zertifikat um künftig bei sich zu Hause weiter an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Oft sind sie dann dort weit und breit die einzigen Personen, die eine Ahnung von Ultraschall haben und wissen, dass sie damit sehr viel bewirken können.
Bei den Menschen, die unsere Expertise benötigten, spürten wir viel Dankbarkeit für die Hilfe. Aber auch sehr viel Skepsis gegenüber den modernen medizinischen Techniken war erkennbar. Da die Patienten meist erst nach einer erfolglosen Behandlung durch einen traditionellen Naturheiler viel zu spät im Spital ankommen und dann oft auch das Geld für die benötigte Therapie oder Operation fehlt – eine Ultraschalluntersuchung z.B. kostet 7 Franken, eine Laboruntersuchung 16 Franken und das bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen in Tansania von 165 Franken pro Jahr. Schliesslich müssen sie dann, zwar mit einer Diagnose – aber auch wieder ohne eine wirksame Behandlung – nach Hause zurückkehren, um dort weiter zu leiden oder zu sterben. Das ist für die moderne «westliche Medizin» frustrierend und nicht vertrauensfördernd für die arme Bevölkerung. Andererseits darf man nicht vergessen, dass der Einfluss unserer Medizin auch dazu geführt hat, dass die mittlere Lebenserwartung der Menschen in Tansania seit dem Beginn in Ifakara von 45 auf 65 Jahren angestiegen ist und damit heute ungefähr das Niveau der Schweiz in der 1940er Jahren erreicht hat.
Erstaunlich für mich war die Tatsache, dass die Menschen ihr Schicksal sehr oft ausserordentlich ruhig und gefasst hingenommen haben und trotz manchmal starker Schmerzen wenig beeinträchtigt schienen. Diese Erfahrung hat mich persönlich tief beeindruckt. So ist auch die Übersetzung des Namens Ifakara «ein Ort zum Sterben» im Umgang mit der Natur für mich verständlicher geworden. Bei uns in der Schweiz sind viele Patienten zunehmend fordernder und wollen – verständlicherweise – die bestmögliche Therapie, jetzt und sofort – ohne den Umgang mit dem natürlichen Lauf der Dinge zu beachten oder akzeptieren zu können. In Ifakara gibt es das so nicht. Es bleiben mir die stoische Ruhe eines Mannes, der seit vier Monaten mit Rückenschmerzen lebt, der aber ohne die dringend nötige Operation von beidseitigen Nierensteinen nach Hause geht und wir wissen, dass er bald an einer Verschlechterung seiner Nierenfunktion sterben wird. Oder die Kinderaugen, die uns still anschauen, wenn wir über den faustgrossen Tumor im Bauch diskutieren. Die Mutter, die dabei zuschaut ohne Angst im Gesicht, da sie genau weiss, dass auch wir Experten am Schicksal ihres Vierjährigen nichts ändern können. Aber es gibt auch Geschichten wie die eines nomadisierenden Bauern, der im Landstreit mit anderen Bauern mit zwei Speeren in der Brust auf den Notfall kam und nach zwei Wochen wieder nach Hause konnte, um seine Familie weiter zu ernähren.
Als Gastroenterologe wurde ich vom Chefarzt Chirurgie Dr. med. Fassil Gebreegziabher natürlich auch gebeten, mir die in Ifakara vorhandene endoskopische Einrichtung anzuschauen und zu begutachten. Das Resultat ist schockierend und in jeder medizinischen Hinsicht eigentlich inakzeptabel. Ein praktisch unbrauchbares altes Gastroskop für Magenspiegelungen und ein kaputtes Endoskop für Darmspiegelungen rosten dort still vor sich hin. Das benötigte Zusatzmaterial ist abgenutzt oder fehlt komplett. Zum Einsatz kommen beide Geräte schon lange nicht mehr und keiner weiss, wie sie gewartet werden müssen. Diese bei uns aus dem Alltag nicht wegzudenkende Technik fehlt dort am «Zentrumsspital». Das ist wie, wenn es bei uns im ganzen Kanton Zürich keine Möglichkeit für eine Magen- oder Darmspiegelung gäbe –unvorstellbar. Und selbst wenn sie die Technik hätten, so haben sie keine Ärzte und Pflegepersonal, die damit umzugehen wissen. Es braucht also wie beim Ultraschall beides, Technik und Know-how. Kann ich da nicht helfen?
Nachdem wir mit offenen Armen empfangen worden sind und nach geselligen Abenden mit den Teilnehmern und Tutoren bei Kiki Moto, einer traditionellen Fleischspeise, müssen wir leider schon wieder abreisen. Der Kopf und das Herz sind voller Eindrücke. Doch obwohl wir einiges bewirken konnten, habe ich das Gefühl wieder mit leeren Händen dazustehen. Ich hoffe wieder für Ultraschallkurse und auch als Gastroenterologe – vielleicht nicht nur mit einem neuen Gastroskop in der Tasche –, zurückkehren zu können, um den Menschen dort ein bisschen von unserem Wissen und Können weiterzugeben. Und ich hoffe künftig auch noch mehr von ihnen in die Schweiz zu nehmen, mehr als eine Erinnerung an Strandferien in Tansania oder Bildern einer Safari oder vom Kilimandscharo.
Asante sana, maischa marefu Ifakara Danke sehr, auf ein langes Leben Ifakara
Dr. med. Bernhard Magdeburg
Krisen schweissen Menschen zusammen – so auch uns am GZO Spital Wetzikon. In den letzten Monaten sind wir Mitarbeitenden noch näher zusammengerückt als zuvor schon. Mit unserer neuen Kampagne «Mitenand fürs Oberland» – gesponsert vom Verein «Pro GZO Spital Wetzikon» – möchten wir Sie unseren Spitalalltag hautnah miterleben lassen und Ihnen zeigen, wie sehr Sie uns am Herzen liegen. Gespannt? Klicken Sie rein!
Die GZO AG ist an einem konstruktiven Dialog mit allen Stakeholdern interessiert und möchte Sie regelmässig über die Entwicklungen rund um die Nachlassstundung informieren.
Aktuell: Melden Sie sich jetzt für die Versammlung der Anleihensgläubiger vom Freitag, 25. Oktober 2024, an:
Jambo Jambo, Kiswahili für «Wie geht’s?», werden wir drei Ärzte aus der Schweiz freundlich bei unserer Ankunft in Tansania begrüsst. Am St. Francis Referral Hospital wollen wir in Zusammenarbeit mit dem Ifakara Health Institute (IHI) einen Ultraschallkurs für Kollegen aus dem riesigen Land und aus ganz Afrika geben. Wir drei, das sind PD Dr. med. Jan Tuma, Ultraschallspezialist in seiner Praxis in Uster, Dr. med. Maximilian Severin, angehender Nephrologe aus Zürich und ich, Dr. med. Bernhard Magdeburg, Internist und Gastroenterologe am GZO Spital Wetzikon. Jan Tuma ist als Course Director der EFSUMB (European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology) unterwegs. Maximilian Severin begleitet ihn als Tutor und ich als Kursleiter SGUM (Schweizerische Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin).
Der Zoologe Rudolf Geigy gründete 1956 das IHI in Ifakara als Feldlabor für die Erforschung von Tropenkrankheiten für das von ihm etablierte Schweizerische Tropeninstitut (heute Swiss TPH). Das IHI, heute ein ISO 9001:2015 zertifiziertes renommiertes Tansanisches Forschungsinstitut, bildet mit dem Tanzanian Training Centre for International Health (TCCIH) und dem St. Francis Referral Hospital in Ifakara einen Cluster für Service, Training, und Forschung. Das ursprünglich 1921 von Baldegg Schwestern aus dem Kanton Luzern gegründete Spital ist mit über 370 Betten heute ein Zentrumsspital und damit für ca. 1.5 Millionen Einwohner in dieser sehr ländlichen Gegend des Kilomberotals im südwestlichen Tansania, 400 km von Daressalam entfernt, verantwortlich. Die Fläche des Tals mit 11'000 km² entspricht etwa ein Viertel der Schweiz. Das TCCIH wird vom National Ministry of Health of Tanzania, vom Swiss TPH (Swiss Tropical and Public Health Institute), von der Novartis Foundation of Sustainable Development und auch von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA seit 1997 mitgetragen.
Begrüsst wurden wir vom Ehepaar Prof. Dr. med. Maja Weisser-Rohacek und PD Dr. med. Martin Rohacek und ihrem Team. Beide – sie angegliedert ans Universitätsspital Basel und ans IHI, und er, affiliiert ans Swiss TPH und ans IHI – leben schon mehr als sieben Jahre zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung in Ifakara. Die über 25 Teilnehmer des fünftägigen Kurses hatten zum Teil eine mühselige dreitägige Anreise mit Bus oder Zug hinter sich und waren hoch motiviert von den Experten aus der Schweiz und aus Tansania lernen zu dürfen. Der Ultraschall ist wie in anderen Spitälern in Tansania auch in Ifakara oft die einzige Möglichkeit für eine bildgebende Diagnostik, da einfachste Röntgengeräte fehlen, geschweige denn eine Computertomografie vorhanden wäre. Das St. Francis Hospital ist ein Spital mit rund 90'000 Notfallkonsultationen pro Jahr. Sprich: Dort werden genauso viel Patienten behandelt wie in den Notfallzentren der Stadtspitäler Triemli und Waid in Zürich. Seit Jahren werden Ultraschallgeräte ins Land gebracht, die einfach zu bedienen sind. Nun geht es darum, auch genügend Ärzte in der Handhabung dieser Geräte auszubilden.
Am Montagmorgen haben wir unseren Kurs mit einer theoretischen Einführung in die Materie der Ultraschalltechnik begonnen. Eine Woche lang führten wir dann, jeweils abwechselnd theoretische- und hands- on-Trainings mit praktischen Untersuchungen an Patienten durch, die direkt aus dem Spital oder von der Notfallstation gebracht wurden. Wir Experten aus der Schweiz haben sie dabei unterstützt und gleichzeitig unsere klinische Expertise zu den Krankheitsbildern abgegeben. Wir trafen auf Menschen jeglichen Alters mit Malaria, Tuberkulose, HIV, Sichelzellanämien, Tumoren. Aber auch gynäkologische und chirurgische Patienten aller Art bis hin zu Patienten mit Verletzungen von wilden Tieren wie Krokodilen, Wasserbüffeln oder Verkehrsunfällen sahen wir. Auch Patienten mit Blinddarm- oder Lungenentzündungen, Herzerkrankungen oder Nierenversagen und Diabetes suchten uns auf. Diese wurden von den Angehörigen direkt in einen der Untersuchungsräume gebracht, wo die Ärzte bereits warteten. Nach einer kurzen Befragung in Kiswahili und der Übersetzung ins Englische für uns wurde dann die Untersuchung durchgeführt und, nach ausführlicher Diskussion, eine abschliessende Diagnose gestellt. Die grosse Streubreite der Kenntnisse unter den Kursteilnehmern – vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen –, machte das Teaching für uns sehr abwechslungsreich und herausfordernd. Am Abschlusstag mussten alle eine Prüfung absolvieren und erhielten dann das ersehnte Zertifikat um künftig bei sich zu Hause weiter an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Oft sind sie dann dort weit und breit die einzigen Personen, die eine Ahnung von Ultraschall haben und wissen, dass sie damit sehr viel bewirken können.
Bei den Menschen, die unsere Expertise benötigten, spürten wir viel Dankbarkeit für die Hilfe. Aber auch sehr viel Skepsis gegenüber den modernen medizinischen Techniken war erkennbar. Da die Patienten meist erst nach einer erfolglosen Behandlung durch einen traditionellen Naturheiler viel zu spät im Spital ankommen und dann oft auch das Geld für die benötigte Therapie oder Operation fehlt – eine Ultraschalluntersuchung z.B. kostet 7 Franken, eine Laboruntersuchung 16 Franken und das bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen in Tansania von 165 Franken pro Jahr. Schliesslich müssen sie dann, zwar mit einer Diagnose – aber auch wieder ohne eine wirksame Behandlung – nach Hause zurückkehren, um dort weiter zu leiden oder zu sterben. Das ist für die moderne «westliche Medizin» frustrierend und nicht vertrauensfördernd für die arme Bevölkerung. Andererseits darf man nicht vergessen, dass der Einfluss unserer Medizin auch dazu geführt hat, dass die mittlere Lebenserwartung der Menschen in Tansania seit dem Beginn in Ifakara von 45 auf 65 Jahren angestiegen ist und damit heute ungefähr das Niveau der Schweiz in der 1940er Jahren erreicht hat.
Erstaunlich für mich war die Tatsache, dass die Menschen ihr Schicksal sehr oft ausserordentlich ruhig und gefasst hingenommen haben und trotz manchmal starker Schmerzen wenig beeinträchtigt schienen. Diese Erfahrung hat mich persönlich tief beeindruckt. So ist auch die Übersetzung des Namens Ifakara «ein Ort zum Sterben» im Umgang mit der Natur für mich verständlicher geworden. Bei uns in der Schweiz sind viele Patienten zunehmend fordernder und wollen – verständlicherweise – die bestmögliche Therapie, jetzt und sofort – ohne den Umgang mit dem natürlichen Lauf der Dinge zu beachten oder akzeptieren zu können. In Ifakara gibt es das so nicht. Es bleiben mir die stoische Ruhe eines Mannes, der seit vier Monaten mit Rückenschmerzen lebt, der aber ohne die dringend nötige Operation von beidseitigen Nierensteinen nach Hause geht und wir wissen, dass er bald an einer Verschlechterung seiner Nierenfunktion sterben wird. Oder die Kinderaugen, die uns still anschauen, wenn wir über den faustgrossen Tumor im Bauch diskutieren. Die Mutter, die dabei zuschaut ohne Angst im Gesicht, da sie genau weiss, dass auch wir Experten am Schicksal ihres Vierjährigen nichts ändern können. Aber es gibt auch Geschichten wie die eines nomadisierenden Bauern, der im Landstreit mit anderen Bauern mit zwei Speeren in der Brust auf den Notfall kam und nach zwei Wochen wieder nach Hause konnte, um seine Familie weiter zu ernähren.
Als Gastroenterologe wurde ich vom Chefarzt Chirurgie Dr. med. Fassil Gebreegziabher natürlich auch gebeten, mir die in Ifakara vorhandene endoskopische Einrichtung anzuschauen und zu begutachten. Das Resultat ist schockierend und in jeder medizinischen Hinsicht eigentlich inakzeptabel. Ein praktisch unbrauchbares altes Gastroskop für Magenspiegelungen und ein kaputtes Endoskop für Darmspiegelungen rosten dort still vor sich hin. Das benötigte Zusatzmaterial ist abgenutzt oder fehlt komplett. Zum Einsatz kommen beide Geräte schon lange nicht mehr und keiner weiss, wie sie gewartet werden müssen. Diese bei uns aus dem Alltag nicht wegzudenkende Technik fehlt dort am «Zentrumsspital». Das ist wie, wenn es bei uns im ganzen Kanton Zürich keine Möglichkeit für eine Magen- oder Darmspiegelung gäbe –unvorstellbar. Und selbst wenn sie die Technik hätten, so haben sie keine Ärzte und Pflegepersonal, die damit umzugehen wissen. Es braucht also wie beim Ultraschall beides, Technik und Know-how. Kann ich da nicht helfen?
Nachdem wir mit offenen Armen empfangen worden sind und nach geselligen Abenden mit den Teilnehmern und Tutoren bei Kiki Moto, einer traditionellen Fleischspeise, müssen wir leider schon wieder abreisen. Der Kopf und das Herz sind voller Eindrücke. Doch obwohl wir einiges bewirken konnten, habe ich das Gefühl wieder mit leeren Händen dazustehen. Ich hoffe wieder für Ultraschallkurse und auch als Gastroenterologe – vielleicht nicht nur mit einem neuen Gastroskop in der Tasche –, zurückkehren zu können, um den Menschen dort ein bisschen von unserem Wissen und Können weiterzugeben. Und ich hoffe künftig auch noch mehr von ihnen in die Schweiz zu nehmen, mehr als eine Erinnerung an Strandferien in Tansania oder Bildern einer Safari oder vom Kilimandscharo.
Asante sana, maischa marefu Ifakara Danke sehr, auf ein langes Leben Ifakara
Dr. med. Bernhard Magdeburg